Redstar Outdoor Hiker’s Tutorial Step 5

Schritt 5: Wie wird eine Tour geplant? Entgegen der landläufigen Vorstellung, dass nur eine Wanderkarte aufgespannt werden müsse und Start- sowie Endpunkt festzulegen sei, müssen tatsächlich vorher ein paar Dinge beachtet werden, bevor es dann an die Details geht. Es kommen relativ viele Faktoren zusammen, denn schließlich geht es ja auch darum Spaß zu haben. Folgendes solltet ihr Blick haben:

Persönliche Vorlieben: Als erstes steht die Überlegung, worauf man grundsätzlich Lust hat. Gerade das Rhein-Main-Gebiet bzw. das Frankfurter Umland hat Unmengen unterschiedlicher Geländeprofile. Sanfte Hügel und weite Felder am Berger Rücken bis in die Wetterau. Flache, erschlossene Forste im Stadtwald. Flusslandschaften an Nidda, Lahn, Main und Rhein. Steile Anstiege im Taunus-Hauptkamm. Breite Gebirgskämme an der Bergstraße. Soll es eine Halbtagswanderung, Tageswanderung, Fernwanderung, Klettertour oder Flusswanderung werden? Nichts muss, alles darf.

Persönliches Leistungsprofil: Macht euch klar, wie eure Gesundheit und Kondition ist. Sich selber unterschätzen ist nicht so schlimm, sich zu überschätzen hingegen schon. Einfach mal nachdenken: Wie kommt ihr damit zurecht längere Strecken im Freien zu laufen bzw. zu klettern oder zu paddeln? Verreist ihr in den Urlaub eher mit Rollkoffer oder mit dem Rucksack? Wie reagiert ihr für gewöhnlich bei starker Anstrengung? Falls ihr euch nicht sicher seid, solltet ihr euch im Zweifelsfalls lieber etwas schwächer einschätzen, als ihr es evtl. seid. Keine Frage: Es ist natürlich auch wichtig Leistungsgrenzen auszuloten und über sich hinauszuwachsen. Aber nehmt euch nicht den Mount Everest vor, wenn ihr noch nicht auf dem Großen Feldberg wart. Das Gleiche gilt für mehrtägige Touren: Zuerst an mehreren vollen Wochenenden unterwegs sein und damit klar kommen, dann Wochentouren angehen. Gerade wenn man jeden Tag aufs Neue wieder unterwegs ist und kaum Zeit für Erholung hat, kann der Körper rapide abbauen.

Wetterprognose: Schaut frühzeitig, mit welchem Wetter in dem Gebiet in den nächsten Tagen zu rechnen ist. Prüft den Bericht immer mal wieder, da die Prognose sich im Laufe einiger Tage durchaus verändern kann. Wählt eure Kleidung und Schuhe entsprechend der Verhältnisse aus (s. Schritt 3 und 4). Falls notwendig, könnt ihr die Tour bzw. die Etappe immer noch abbrechen und auf besseres Wetter warten. Im Hochgebirge ist es sogar lebensnotwendig das richtige Zeitfenster zu erwischen. Niemand sollte bei Sturm mit Regen oder starkem Schnee unterwegs sein. Auch Nebelbänke sollten vermieden werden, wenn man Wert darauf legt nicht verloren zu gehen. Achtet außerdem vor allem auf Gewitterwarnungen, wenn ihr nicht als Blitzableiter fungieren wollt. Im Winter wiederum sollten Schneehöhe und aktuelles Lawinenrisiko ständig überprüft werden. In Wintersportorten gibt es daher häufig Karten, auf denen Gebiete mit generell hoher Lawinengefahr eingezeichnet sind.

Erreichbarkeit: Natürlich sollten Anfahrts- und Abfahrtswege mit berücksichtigt werden: Wie lange braucht man mit welchem Verkehrsmittel und wie geht es dann weiter? Der Vorteil von Pkw ist natürlich, dass auch entlegene Gegenden gut erreichbar sind. Inzwischen gibt es eigentlich überall in Europa (vor allem Deutschland) besondere Wanderparkplätze oder zumindest einen Feldweg an dessen Rand man das Fahrzeug abstellen kann. Nachteil ist, dass sich auf diese Weise eigentlich nur Rundtouren realisieren lassen, wenn es nicht gerade irgendwelche Buslinien zurück gibt. Wer es auf Streckentouren anlegt, ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut beraten, da Ankunftsort und Abfahrtsort auch viele Kilometer auseinanderliegen können, wenn diese denn über einen Anschluss an den ÖPV verfügen. Daher unbedingt Bahnstationen und Bushaltestellen im Gebiet checken. Gerade bei längeren Strecken kann es auch sinnvoll sein, nach Ausstiegspunkten zu schauen.

Streckenprofil: Jetzt wird es interessant. Ihr solltet euch schon vorher zumindest grob klar werden, womit ihr es zu tun bekommt. Natürlich ist die Länge ausschlaggebend. Ein erwachsener Mensch ist mit durchschnittlich 5 km/h unterwegs. So ist es ein leichtes zu errechnen, wie lange ihr ungefähr für eine Strecke braucht. Aber Vorsicht: Zwischen 20 und 25 km ist ein leistungsmäßig größerer Unterschied als zwischen 10 und 15 km. Hä? Ganz einfach: Mit jedem Kilometer geht mehr der kostbaren Kondition flöten. Entweder werdet ihr also zum Ende hin immer langsamer, oder ihr wendet immer mehr Energie auf, um die Geschwindigkeit beizubehalten. Einigt euch daher auf eine realistische Obergrenze. Beachtet dabei auch unbedingt die erwartbaren Höhenmeter. Dass es bergauf anstrengender ist als im Flachen weiß jedes Kind, aber lasst es auch in eure Planungen einfließen. Es gibt eine kleine Faustregel, nach der ihr die sogenannten Leistungskilometer errechnen könnt: 100 Höhenmeter (bergauf) = 1Leistungskilometer Wenn ihr also eine Strecke habt, auf der es insgesamt 600m hochgeht, werdet ihr leistungsmäßig zusätzliche 6 km der Gesamtlänge hinzufügen. Das bedeutet, dass 20 km dann wie 26 km auf euch wirken. So einfach ist es aber noch nicht, denn die 600 Höhenmeter fliegt ihr ja nicht mit zügigen 5 km/h hoch. Es gibt dazu diverse Berechnungsmodelle der Alpenvereine, die aber nur bedingt aussagekräftig sind. Merkt euch einfach, dass ihr auf jeden Fall länger braucht. Und als ob das noch nicht alles schon kompliziert genug wäre, kommt der Abstieg ja noch dazu: Bei einem durchschnittlichen Gefälle von 20% (was relativ normal ist) wird folgendes gerechnet: 150 Höhenmeter (bergab) = 1 Leistungskilometer Wenn es also auf einer Strecke von 20 km 600m hoch und 450m runter geht, entspricht das einer Gesamtleistung von 29 km, die man gelaufen ist. Und man wird bedeutend länger als nur vier Stunden unterwegs sein. Im Mittelgebirge lässt sich die anhand der reinen Kilometeranzahl zu erwartende Gesamtdauer oft mal anderthalb nehmen. In unserem Beispiel also dann ca. 6 Stunden. Auch der Untergrund spielt eine Rolle: Forst- und Feldwege sind ideal um schnell voran zu kommen und sind angenehm zu laufen. Angenehmer sind nur lockere Waldböden und Wiesen. Mehrere Kilometer auf Asphalt hingegen lassen einen schnell die Füße spüren. Und trockener Sand ist zwar schön anzusehen, aber alles andere als ein idealer Untergrund. Strand sollte daher vermieden oder bei Ebbe begangen werden – dann nämlich wenn es weite Flächen nassen, gepressten Sandes gibt.

Pausen Das bringt uns auch direkt zum nächsten großen Thema. Denn selbstverständlich lauft ihr nicht die ganze Zeit durch. Weder seid ihr Maschinen, noch soll das ein Gewaltmarsch werden. Und ein bisschen die Landschaft genießen möchte man ja auch. Um sich nicht zu überfordern, ist ein gutes Pausenmanagement bereits in der Planung unabdingbar. Vielleicht ergibt sich ja aus der Betrachtung der Landkarte (am besten mit Informationen zur Topographie) schon ein paar Hinweise, an welchen Punkten der Strecke Pausen eingelegt werden können. Gipfel (auch im Mittelgebirge) sind eigentlich immer eine gute Gelegenheit kurz zu verschnaufen. Die zurückgelegten Höhenmeter müssen ja erst einmal verkraftet werden und der vor einem liegende Abstieg ist auch nicht ohne. Auch andere markante Punkte eignen sich selbstverständlich, zum Beispiel Brunnen, fließende Gewässer, Baumgruppen und Steinformationen. Häufig orientieren sich Hiking-Gruppen allerdings schlicht daran, wo man einkehren kann. Für gewöhnlich lässt sich auch hier wieder die Faustregel anwenden: Alle 1,5h eine Pause. Das hat auch den Vorteil, dass sich so die Gesamtstrecke gliedern lässt und Etappenziele bilden lassen. Die jeweiligen Pausen sollten weder zu kurz noch zu lang sein. Eine Viertelstunde ist oft optimal.

Abschließendes Wanderkarten sind natürlich nach wie vor nützliche Tools, da sie Informationen für Outdoorsportler*innen bereit halten. Auch Google Maps und die Webseiten der Verkehrsverbünde lassen sich gut nutzen, um Ausschau zu halten nach passenden Haltestellen. Es gibt allerdings auch spezielle Planungshilfen auf Basis von Open Maps, die in Bezug auf Information und Handhabung hervorragend sind. Empfehlenswert ist beispielsweise das Planungstool von Outdooractive.com, das auch von den Sportler*innen der AG Outdoor benutzt wird. Vor allem Streckenprofile werden hier mit großem Detailreichtum dargestellt. Macht euch ruhig die Mühe, ein wenig Zeit in die Vorbereitung zu stecken. Je besser eure Tour geplant ist, desto mehr Spaß werdet ihr haben.